Mit der Definition vom Investieren hat uns der
Ur-Vater des Value Investings den Handlungsrahmen abgesteckt.
"Ein Investment liegt immer dann vor, wenn nach einer gründlichen Analyse
in erster Linie Sicherheit und erst im Anschluss daran eine zufriedenstellende Rendite steht"
Jedoch hat er uns mit den Methoden Net Nets sowie Graham & Rea Regeln Vorgehensweisen hinterlassen, welche heute noch zu Überrenditen in unseren Breitengraden führen. Den Beweis hat
Adrian Lechtleiter und Philipp Lütolf in der Finanz und Wirtschaft veröffentlicht. Da Net Nets meist nur in besonderen Krisenzeiten oder bei Sondersituation vom Unternehmen (Verkauf von großen Segmenten zu einem hervorragenden Preis und der Markt bekommt den Cash in der Bilanz nicht
mit) vorkommen, wollen wir uns heute auf die 10 Regeln von Graham & Rea konzentrieren.
Was sind die Graham & Rea Regeln?
Die 10 Regeln von Graham und Rea wurden schon vor mehreren Jahrzehnten in zwei Kategorien eingeteilt: Preis und Qualität.
Der Preis eines Investments
Der Preis bestimmt aus unserer Sicht das Risiko, was Graham natürlich weit vor uns erkannt hat und seine Kriterien zum Thema Preis wie folgt formulierte:
Regel 1:
Der Gewinnrendite (Kehrwert des KGVs) soll mindestens doppelt so hoch sein, wie die Rendite von AAA-Anleihen.
Regel 2:
Das gegenwärtige Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) sollte weniger als 40% des höchsten KGV des Unternehmens der letzten fünf Jahre darstellen.
Regel 3:
Die Dividendenrendite sollte mindestens 2/3 der Anleihenrendite von Triple-A-Bonds betragen.
Regel 4:
Der Kurs je Aktie sollte nicht mehr als 2/3 des materiellen Buchwertes je Aktie, also dem Eigenkapital abzüglich immaterielle Vermögenswerte (wie Goodwill) je Aktie, betragen.
Regel 5:
Die Marktkapitalisierung sollte nicht wesentlich höher liegen als 2/3 des Nettoumlaufvermögens.
Diese fünf Regeln sorgen für die zufriedenstellende Rendite eines Investments in Grahams Sinne. Ein Teil (Regel 1 und 3) davon ist gegenwärtig durch die Niedrigzinspolitik einfach zu erreichen, deshalb ist es wichtig, das Ergebnis der Auswahlkriterien nochmal hinsichtlich der Preiskriterien, wie einer vernünftigen Gewinn- und
Free Cashflow-Rendite, zu prüfen.
Regeln zur Investment- Qualität:
In diesen fünf Regeln definiert Graham & Rea Anforderungen, die sich vermehrt um die Sicherheit des Investments kümmern.
Regel 6:
Das Fremdkapital sollte nicht 2/3 des Eigenkapitals, also 2/3 des Buchwerts, übersteigen.
Regel 7:
Das Umlaufvermögen sollte mindestens das 2- fache der kurzfristigen Verbindlichkeiten ausmachen.
Regel 8:
Das Fremdkapital sollte geringer sein als das doppelte des Netto-Umlaufvermögens.
Regel 9:
Das Gewinnwachstum sollte über eine Dekade mindestens durchschnittlich 7 % betragen.
Regel 10:
In den letzten zehn Jahren sollte der Gewinn nur in zwei Jahren maximal um 5% schrumpfen.
Mit diesen Qualitätskriterien strebt man schon eine gute Sicherheit des Investments an und kann die Wahrscheinlichkeit für den Totalverlust reduzieren. Ganz wie es Benjamin Graham mit seiner Definition von Investments verdeutlichen wollte.
Wie wendet man die Graham & Rea Regeln an?
Die Graham & Rea Regeln sind ein Art Scoring- System. Erfüllt ein Unternehmen eine Regel, bekommt es einen Punkt zugeordnet. Attraktive Unternehmen im Sinne von Graham und Rea müssen mindestens sechs Punkte bekommen. Natürlich haben auch die Erfinder dieser Regel gewusst, dass die Messlatte mit diesen Regeln sehr weit oben liegt und vergeben auch halbe Punkte, wenn ein Unternehmen die Regel nur um weniger als 20 % unterschreitet.
Insgesamt sind die Graham & Rea Regeln eine starke Methode für die Auswahl von Aktien hinsichtlich Qualität und Preis, welche zu Überrenditen führen kann.
Quelle:
Rea (1977): Remembering Benjamin Graham – teacher and friend, the Journal
of Portfolio Management
www.fuw.ch/article/value-strategien-schlagen-den-spi/ [Abgerufen am
11.12.2015 um 19:04 Uhr]
www.fondsinvestberatung.de/pdf/FinanzInfoBox-Aktien/DankBenjaminGrahamrichtigliegen.pdf?u=&user=fibredakteur&sid=1446f2fe09d7c3f4494df1f6e3
[Abgerufen am 11.12.2015 um 19:04 Uhr]