In Deutschland erhebt ein österreichisches Familienunternehmen die Maut - Die Kapsch Group

Österreichisches Familienunternehmen Kapsch profitiert von der Einführung der Maut in Deutschland 

Bild Kapsch
kapsch.net

Das Technologieunternehmen Kapsch bietet digitale Mobilitätslösungen, Kommunikationslösungen und Automatisierungslösungen an. Durch eine lange erfolgreiche Tradition und viel Erfahrung im Bereich Mauterhebung konnte sich der Konzern den Auftrag zum Betrieb des deutschen Mautsystems sichern.

Zusammenfassung / Lessons Learned des Beitrags
  • Kapsch konnte sich den Auftrag zum Betrieb des Mautsystems in Deutschland sichern
  • Die Marktführung bei Zugfunk hat das Familienunternehmen auch inne
  • das Segment Verkehr und Mauterhebung bietet großes Wachstumspotenzial

Geschichte von Kapsch


Das von Johann Kapsch 1892 in Wien gegründete Unternehmen, produzierte tragbare Morse- und Telegrafenapparate. Bis 1910 erweiterte sich das Angebot von Kapsch um eine Vielfaches. Man stellte nun auch Blitzableiter, Wecker, Kondensatoren und viele andere elektrische Geräte her. Bereits 1914 errichtete Kapsch Telegrafen- und Telefonzentralen in der Monarchie Österreich-Ungarn.

Die Batterie eröffnete dem Familienunternehmen 1920 mit der Entwicklung eines handbetriebenen Hausapparats Zugang zu neuen Märkt. 1924 entwickelte und produzierte Kapsch erstmals Radiogeräte mit Röhren und Detektoren. Das Unternehmen wurde zum Mitbegründer der RAVAG, der Österreichischen Radio Verkehrs AG. Die Vorstellung des ersten Fernsehers leitete 1930 eine neue Epoche im Familienunternehmen ein.

Der Ausbau des Telefonnetzes in Österreich brachte Kapsch immer mehr Kunden, 1937 gab es bereits 135.000 Telefonanschlüsse. Leider warf der 2. Weltkrieg das Unternehmen weit zurück, die Produktionshallen wurden teilweise zerbombt und es gab keine Rohstoffe. Trotzdem begann die Produktion von Radio und Fernsehgeräten. Bis 1950 gelang der Wiederaufbau des österreichischen Telefonnetzes.

1955 kam das TV-Gerät TFS 56 auf den Markt.  Im Bereich Fernsehen ist Kapsch schneller als der ORF. Mit dem Chromomatic kam 1967 der erste Farbfernseher auf den Markt, jedoch wurde die erste Farbsendung erst 1969 ausgestrahlt.  In den 1970er Jahren ermöglichte Kapsch den ersten Fernfunk über den Atlantik.


Bereits 1980 begann Kapsch mit der Digitalisierung, erstmals gab es in Österreich die Möglichkeit der Digitaltelefonie. Im Jahr 1985 ermöglichte das Familienunternehmen der österreichischen Post Videokonferenzen. Die Eröffnung von neuen Standorten in Osteuropa war der erste Schritt der Internationalisierung. Der nächste große Umschwung kam mit dem Handy und damit für Kapsch 1992 mit dem "HandyStar" eine neue Chance. 


Der Einstieg in das Verkehrsmanagment 1995 durch ein Ökopunktesystem für LKW`s brachte Kapsch in eine einflussreiche Lage. In den folgenden Jahren implementierte das Familienunternehmen weltweit Mautsysteme. Kapsch ermöglichte Österreich das weltweit erste flächendeckende Multi-Lane Free-Flow-Mautsystem 2004 einzuführen. Der Börsengang der Kapsch TrafficCom AG folgte 2007 auf der Wiener Börse. Auch in Tschechien implementierte und betrieb Kapsch das fläschendeckende Mautsystem. 

Neben den Mautsystemen entwickelte sich Kapsch zum Marktführer im Bereich Zugfunk. Das Mautgeschäft erweiterte sich auf Polen und Weißrussland. Zudem eröffnete der Serverbetrieb, einen neuen großen Markt, 2014 wurde Runtastic durch 66 Kapsch Server unterstützt. Die Digitalisierung ermöglichte Kapsch viele neue Möglichkeiten. Es wurden App-Lösungen übernommen und weiterentwickelt. Mit dem 125 jährigen Jubiläum 2017 schrieb Kapsch Rekordzahlen.

Unternehmenskennzahlen


Im Wirtschaftsjahr 17/18 erzielte Kapsch einen Umsatz von 1145 Mio. € und erwirtschaftete daraus einen Gewinn von 6,3 Mio. €. Der Free-Cashflow lag im Wirtschaftsjahr 17/18 bei 13,3 Mio. €. Insgesamt arbeiteten bei dem österreichischen Familienunternehmen 7200 Mitarbeiter. Das Eigenkapital lag bei 255,8 Mio. € und damit bei einer Eigenkapitalquote von 25,4 %.

Gerade das Segment Verkehr und Mauterhebung bietet großes Wachstumspotenzial und versetzt den Konzern eine einflussreiche Lage.
Dennoch tragen staatsnahe Projekt auch immer Risiken in sich.


Quellen: 
https://125yearsofkapsch.net/milestones#ourmilestones (Stand: 19.10.2018)
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/mittelstand/familienunternehmer/familienunternehmer-georg-kapsch-der-oesterreicher-der-in-deutschland-die-maut-erhebt/23187348.html (Stand: 19.10.2018)
https://www.kapsch.net/kapsch/about-us/company-numbers (Stand: 19.10.2018)


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7 Kommentare:

  1. Hallo , was gibt es den noch für Mautstrassen Betreiber?

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  2. Hallo Herr Schragner, in Südeuropa sind unter anderem die Mautstraßebetreiber SIAS (Societa Iniziative Autostradali e Servizi SpA), Atlantia und ASTM an der Börse gelistet.

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    1. Atlantia kenne ich, ist etwas riskant zzt. Transurban finde ich da besser.

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    2. Vielen Dank für die Idee. Transurban ist hoch profitabel, aber recht teuer. Dennoch ist ein detaillierter Blick sinnvoll. Wie ist ihre Meinung zu Transurban?

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    3. Transurban besitzt die Strassen zum Sidney Airport. www.divantis.de mal nachlesen. Habt ihr noch Burggraben Aktien? Danke

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    4. Einige Familienunternehmen haben einen starken Burggraben. z.B. Sartorius (Technologieführerschaft und regulatorische Zulassung der Prozesskette führt zu wiederkehrenden Erlösen), LVMH (Marken und Tradition), Grenke ( automatische Abwicklung und Risikoschätzung), Henkel, Beiersdorf, L'Occitane (Marken), Rational AG, Sixt und CTS Eventim (Technologieführerschaft und Image).

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  3. Nicht zu vergessen: der Konzern Vinci bewirtschaftet über 4.000 km Autobahnen in Frankreich. Viele Grüße, Ihr Königsinvestor

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