Die Substanzwertmethode oder Wiederbeschaffungswertmethode
Was kostet eine Gründung und Entwicklung eines erfolgreichen Unternehmens? Soviel können wir vorwegnehmen: sehr viel! vor allem Schweiß und Tränen des Unternehmers. Jetzt eine exakte Berechnung dafür zu bekommen, ist nur in der Theorie möglich. Wir können uns nur durch logische Gedanken den Substanzwert bzw. Wiederbeschaffungswert annähern und beim Thema Unternehmensbewertung, etwas sinnvolles ergänzen.
Substanzwert - Was kostet die Kopie?
Was müsste man entrichten, wenn man das bestehende Unternehmen neu aufbauen möchte? Beim Substanzwert geht man davon aus, dass eine identische Kopie eines Unternehmens möglich ist und was es kosten würde, das Unternehmen in einer identischen Form wieder zu errichten.
Teilreproduktionswert 1- die Bilanz verrät einiges
Wichtige Punkte für die Bewertung findet man in der Bilanz. Die betriebsnotwendigen Vermögen (wie Maschinen, Hallen usw.) sollten zu Marktpreisen (was kostet es heute?) bewertet und summiert werden. Danach sollten wir den aktuellen Wert des Fremdkapitals abziehen und die nicht notwendigen Vermögen für den Erhalt des operativen Geschäfts (wie Cash oder Aktien auf der Bilanz) zum aktuellen Marktwert hinzunehmen. Jetzt haben wir alle materiellen Positionen herangezogen und können einen Teilreproduktionswert errechnen.
Annahmen:
Maschinen. 1,5 Mio. €
Halle mit Gelände 0,5 Mio. €
Schulden. 0,3 Mio. €
Cash 0,2 Mio. €
Halle mit Gelände 0,5 Mio. €
Schulden. 0,3 Mio. €
Cash 0,2 Mio. €
Aktien. 0,2 Mio. €
Berechnung:
Maschinen 1,5 Mio.€ + Halle mit Gelände 0,5 Mio.€ = 2 Mio. €
Abzüglich Schulden von 0,3 Mio.€
2 Mio.€ - 0,3 Mio.€ = 1,7 Mio. €
2 Mio.€ - 0,3 Mio.€ = 1,7 Mio. €
Zuzüglich schnell liqudierbare Investments
1,7 Mio. € + 0,2 Mio. € + 0,2 Mio. € = 2,1 Mio. €
Teilreproduktionswert 2 - Was ist die Marke, der Kundenstamm oder Patente wert?
Jetzt fehlt noch der zweite Teil des Substanzwertes. Hier müssen wir die Frage stellen, ob das Unternehmen nicht materielle Vermögenswerte wie eine Marke, einen treuen Kundenstamm oder Patente, welche den Wettbewerbsvorteil sichern, besitzt. Das sind alles wichtige Punkte für die zukünftige Ertragskraft. Diesen Punkten können wir uns nur mit groben Annahmen annähern. Wie viele Jahre dauert es, eine Marke zu schaffen oder einen treuen Kundenstamm zu erreichen und was gebe ich dafür jährlich aus?
Wir gehen mal davon aus, dass das Unternehmen rund 0,2 Mio. € in Marketing und Vertrieb investiert und es rund 10 Jahre dauert, diese Vertriebskraft zu erzeugen. Insgesamt sollten wir dann für die Stellung des Unternehmens (mit etablierten Marken, treuen Kunden usw.) 2 Mio. € kalkulieren.
Wir gehen in unserem Muster auch davon aus, dass das Unternehmen stetig 0,2 Mio. € in die Forschung und Entwicklung investieren muss, um konkurrenzfähige Produkte zu haben und diese durch Patente zu schützen. Der Produktlebenszyklus liegt bei 5 Jahren und das dient als Orientierung für die Wertigkeit der Produkte und Patente, deshalb kann man rund 1 Mio.€ für diesen Bereich kalkulieren. Diese Werte sind grobe Annahmen. Um die Werte genauer zu schätzen, sollte man Branchenexperten zu Hilfe ziehen.
Berechnung:
Wert für Kundenstamm und Marke 2 Mio.€
Wert für Produkte und Patente 1 Mio. €
Teilreproduktionswert 2,1 Mio. €
Substanzwert= Teilreproduktionswert + Wert für Kundenstamm und Marke +
Wert für Produkte und Patente
Wert für Produkte und Patente
Substanzwert = 2,1 Mio.€ + 2 Mio.€ +1 Mio. €
Die reine Berechnung reicht uns Investoren nicht. Wir stellen immer die Frage: Wo liegt der Preis dafür?
Das Angebot liegt bei 3,8 Mio. € und wir haben ein Potenzial von 1,3 Mio. € oder 34,2 Prozent.
Das Angebot liegt bei 3,8 Mio. € und wir haben ein Potenzial von 1,3 Mio. € oder 34,2 Prozent.
Nachteile der Substanzwertmethode:
- Marktpreise können nur geschätzt werden
- Ertragswert von Patenten oder Produkten können nur grob geschätzt werden
- keine Berücksichtigung der Zukunftsperspektiven oder Zahlungsströme
- bei großen Unternehmen wird es sehr komplex
- für Technologieunternehmen mit geringen Vermögenswerten in der Bilanz nur beschränkt geeignet
- keine Aussagen über die Rentabilität der Investition und die Verzinsung des Kapitals
- Ertragswert von Patenten oder Produkten können nur grob geschätzt werden
- keine Berücksichtigung der Zukunftsperspektiven oder Zahlungsströme
- bei großen Unternehmen wird es sehr komplex
- für Technologieunternehmen mit geringen Vermögenswerten in der Bilanz nur beschränkt geeignet
- keine Aussagen über die Rentabilität der Investition und die Verzinsung des Kapitals
Vorteile der Substanzwert- oder Wiederbeschaffungsmethode:
- konservative Ermittlung des Wertes
- Annäherung an den Inneren Wert, meist auch als Wertuntergrenze definiert
- bei einigen Unternehmen ist es weniger aufwendig und kompliziert als ein DCF
- Branchenexpertise von Vorteil
- Annäherung an den Inneren Wert, meist auch als Wertuntergrenze definiert
- bei einigen Unternehmen ist es weniger aufwendig und kompliziert als ein DCF
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Die Bewertung der Kunden fehlt(Beispiele Apple oder Microsoft)
AntwortenLöschenDas ist auch eine Substanz
Vielen Dank für deinen Kommentar. Ausgaben für Marketing und Vertrieb führen ja langfristig zu mehr Kunden und einen höheren Markenwert, also ist die Bewertung der Kunden mit 2. Mio.€ schon indirekt dabei. Dennoch muss man zugeben, dass der Netzwerkeffekt -wie ihn Apple und Microsoft innehaben- schwer monetär bewertbar ist. Für IT-Unternehmen ist die Substanzwertmethode auch nicht zu empfehlen.
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