Die Königsklasse: Hermès Paris vs. Atoss Software: Wer ist Europas Champion?

Wer gewinnt die Champions League unter den Aktien?


Zu den besten Aktien in Europa gehören natürlich Unternehmen aus München und Paris. Im Fussball gibt es heiße Duelle zwischen diesen Metropolen und wir können uns auch im Qualitätstest auf ein starkes Duell zwischen Hermès und Atoss Software freuen. Beide sind absolut führend in ihrer Branche. Luxus ist vor allem in Asien sehr gefragt. Jetzt brodelt der Handelskonflikt zwischen den USA und China wieder und alle Unternehmen mit China-Exposure sind im Kurs rückläufig und was sollten wir tun? Natürlich, wir schauen genauer hin und begeben uns auf die Suche nach tollen Unternehmen zum fairen Preis.


Herausforderer: Hermès int.
König des Qualitätstests / Titelverteidiger: Atoss Software

Zusammenfassung / Lessons Learned des Beitrags

  • Hermès int. hat zwar eine tolle Bilanz, bloß Atoss Software hat zusätzlich keine Bankschulden auf der Bilanz. Deshalb geht der Punkt an das Münchner Unternehmen Atoss Software
  • Hermès int. hat die besseren Margen, Atoss Software kann die höheren Renditen erzielen. Punkteteilung!
  • Luxusgüter sind gefragt. Hermès int. kann solide 10 % p.a. wachsen. Atoss wächst etwas schneller.  Punkt für Atoss Software
  • Ein Qualitätssiegel haben beide Familienunternehmen verdient. Im objektiven Vergleich ist aber Atoss Software ein Tick besser. Die höheren Wachstumsraten und die bessere Bilanz setzen sich durch.
  • Aktuell ist ein Wachstum von 19 Prozent p.a. von Hermès und Atoss Software eingepreist. Das signalisiert eine Überbewertung und die Gefahr des dauerhaften Kapitalverlustes. 

Qualitätstests: Wer ist der König des Qualitätstests?


Eine Ledertasche ist teurer als ein Porsche, ist das Vorstellbar? Ja, Hermès int. ist der Hersteller von hochwertigen und exclusiven Taschen. Eine Hermès Himalaya Birkin Bag wurde im Jahr 2017 für knapp 287.000 EUR versteigert. Von diesen hochwertigen Taschen wurden maximal 50 in Handarbeit gefertigt. Diese Tasche ist nicht nur wegen der Beschläge aus 198 Karat Weißgold und dem mit Diamanten besetzten Verschluss so extrem begehrt, nein, sie stammt aus einem Luxusgüterkonzern aus Paris, der schon über 180 Jahre für absolut hochwertige Lederwaren und Seidentücher steht.


Bilanz und Schuldentilgung

Bei Hermès bestechen nicht nur die Produkte durch hohe Qualität, sondern auch die Bilanz.


Das Unternehmen arbeitet größtenteils mit Eigenkapital. Die Quote liegt bei starken 74 %. Zusätzlich sind die Keller des Unternehmens voll mit Geldscheinen. Das Unternehmen hat ordentlich NetCash.



Das Finanzvermögen macht knapp 46,4 % der gesamten Vermögenswerte aus und rund 6 % der aktuellen Marktbewertung.


Allein diese zwei Merkmale zeugen von einer starken Bonität. Wirft man dann noch einen Blick auf den Tilgungszeitraum der Schulden, kommt man zu dem Entschluss, dass die Bilanz fast nicht ins Wackeln kommen kann. Das französische Familienunternehmen benötigt nicht mal 10%  der operativen Erträge, um die Schulden zu zahlen. Automatisch wird das Unternehmen zu einem Gewinner von heftigen Krisen, weil Konkurrenten aus dem Markt ausscheiden und die Marktposition noch besser wird.


Im Fußball würde man sagen, die Verteidigung ist kaum überwindbar. Wie sieht es in München aus?

Atoss Software konzentriert sich auf Workforce Management. Kunden sind bekannte Namen wie Edeka, Fressnapf, Ritter Sport, Lufthansa usw.
Die Wachstumstreiber, wie die demografische Entwicklung und der Fachkräftemangel sind intakt. Die operative Stärke
spiegelt sich in der Bilanzstärke wider.
Das Unternehmen hat keine großen Darlehen auf der Bilanz. Die Liquidität auf der Bilanz ist gigantisch hoch -ähnlich wie ein 2 Meter Abwehrhühne.


Knapp dreiviertel der Bilanzsumme besteht aus dem Finanzvermögen abzüglich der finanziellen Verbindlichkeiten. Hinsichtlich der  Marktbewertung macht der NetCash knapp 6% aus. Leider hat das Unternehmen auch Spekulation mit der überschüssigen Liquidität betrieben und Goldbarren gekauft. Ein Fehler: ein Teil der Erträge wird sehr volatil und nicht mehr vom Management beeinflussbar. Dieser Fehler führte zur einmaligen Abschreibung im Jahr 2013. Wir haben die Auswirkungen  etwas normalisiert und hoffen, dass die Vorstände Obereder und Leiber aus diesem Fehler gelernt haben.

Der Rücksetzer bei der Eigenkapitalquote erinnert an die Abschreibungen. Danach konnte das Management die Quote auf einem sehr hohen Niveau von knapp 75 % halten.



Damit kann das Familienunternehmen ohne Aufnahme von Fremdkapital Wachstumsprojekte umsetzen.




Atoss hat keine Bankschulden, aber ein paar andere kleine finanzielle Verbindlichkeiten. Die Tilgungsdauer liegt unter einem dreiviertel Jahr.


Margen und Renditen


Wie läuft es im Mittelfeld der beiden Top- Unternehmen?

Das Mittelfeld rennt dauerhaft, dass zeigt uns ein Blick auf die Margen und Renditen.
Die Luxusgüter von Hermès verkaufen sich hervorragend und das Unternehmen verdient prächtig. Die hochwertigen Güter werden künstlich verknappt und so gehen die Raritäten mit hohen Margen über den Ladentisch. Die EBIT- Marge beträgt mittlerweile 34 %. Von jeden umgesetzten Euro bleiben 24 % als Gewinn und 28 % als operativer Zahlungsfluss (Cash flow) im Unternehmen.

Ähnlich stark sind die Renditen aufs Eigenkapital und Gesamtkapital mit 26% und 19%. Das Unternehmen kann durch die hohen Renditen seinen Vorsprung auf die Konkurrenz ausbauen, weil man Investitionen in neue Werkstätten und Ateliers schnell amortisiert.

Hängt man auch die Münchner in diesen Punkten ab?

Atoss strebt hohe Betriebsergebnis (EBIT)-Margen von 25 bis 28 Prozent an. Aktuell wird einiges in das Cloud-Services-Geschäft investiert, das drückt kurzfristig die Margen. Jedoch sollen auf eine Sicht von 5 Jahren höhere Margen möglich werden.


Von jedem Euro Umsatz bleiben knapp ein Fünftel an Gewinn und operativen Cashflow im Unternehmen.


Atoss erzielt sehr hohe Renditen. Das Kapital der Eigentümer wird mit knapp 40% jährlich verzinst. Auch die Renditen auf das Gesamtkapital liegen bei 25%. Das Mittelfeld lässt kaum Wünsche offen, jetzt blicken wir auf den Sturm:


Wachstum

Profitables Wachstum ist das Zauberwort mit dem man alle Spiele mit langfristigen Horizont gewinnt! Die beiden Familienunternehmen stehen auf starkem Fundament und arbeiten hoch profitabel. Können sie aber auch mit stürmischen Wachstum glänzen?



Bei Hermès int. flacht das Wachstum etwas ab. Es liegt dennoch bei knapp 10 % Umsatzwachstum und ein bisschen über 12% im Gewinn je Aktie über die letzten 5 Jahre. Absolut stark, wenn man bedenkt, dass sich der Umsatz alle 7 Jahre verdoppelt.


Atoss Software wächst im Umsatz zweistellig und auch der Gewinn je Aktie wächst, bloß sehr volatil. 

Im 5-Jahresschnitt lag das jährliche Umsatzwachstum bei 12 % und das Wachstum des Gewinns je Aktie bei 14,6 %. Läuft es so weiter, kann Atoss Software den Umsatz in 6 Jahren verdoppeln.

Zwischenfazit: Die Familienunternehmen gehören zu Europas Spitze. Sie wachsen profitabel und haben ein starkes Fundament. Sie können jede Rezession überleben und warten bis Konkurrenten wegen hoher Schulden aufgeben müssen. 

Auswertung Hermès Paris vs. Atoss Software 


- Bilanz und Schuldentilgung

Luxus geht immer und Hermès Paris kann die Produkte auch immer anbieten, weil die Festung sehr stark ist. Der hohe Eigenkapitalanteil und die große Net-Cash- Position bieten Stabilität und Sicherheit.

Das bayrische Familienunternehmen steht noch etwas stabiler da.  Atoss hat auch keine Verbindlichkeiten gegenüber einer Bank und ist so noch unabhängiger. Der Punkt geht an Atoss Software.

- Margen und Renditen

Das Luxusgüter-Unternehmen erzielt deutlich bessere Margen vor allem im operativen Geschäft. Die Renditen sind bei Atoss Software besser, weil man hier auch deutlich weniger Kapital benötigt, um erfolgreich zu sein. Das Kopf an Kopf Rennen hat keinen Sieger. Unentschieden!

- Wachstum

Die Wachstumsraten von Hermès verlangsamen sich auf hohem Niveau. Die Wachstumsraten von knapp 10 % p.a. sorgen dafür, dass die Umsätze sich in den nächsten sieben Jahren verdoppeln. Ein bisschen besser ist Atoss Software. Durch den Fachkräftemangel und die Cloudservices baut man auch den Abstand noch etwas aus. Der Punkt gehört Atoss Software AG.


Fazit des Qualitättests:


Atoss Software hat die bessere Bilanz und etwas höhere Wachstumsraten. Bei Margen und Renditen gibt es keinen absoluten Favoriten. Dennoch behält Atoss Software den Titel im Qualitätstest, weil Wachstum auf Basis der guten Bilanz eine erfolgreiche Mischung für langfristige Aktionäre sein kann.

Gute Familienunternehmen haben ihren Preis, aber ist er zu hoch?


Ziel der Königsdisziplin ist es, erstklassige Unternehmen zum fairen Preis zu kaufen. In dem Qualitätsduell haben die Familienunternehmen starke Leistungen hinsichtlich Bilanz, Wachstum und Rentabilität gezeigt. Jetzt ist der Blick auf den Preis für erfolgreichen Investoren entscheidend?


Bewertungskennziffern  Hermès  / Atoss Software

KGV =    46 / 47,5
KGV (cashbereinigt) = 42 / 43
KUV= 10,8 / 8,5
KBV = 11,9 / 18,7
Dividendenrendite = 0,7% / 1,1 %


Die Champions League ist besetzt von Spitzenteams. Diese Teams sind meistens sehr teuer und durch große Summen zusammen gekauft. Diesen Weg gehen erfolgreiche Investoren nicht, sondern warten bis es Schnäppchen gibt. Aktuell ist ein Wachstum von 19 Prozent p.a. von Hermès und Atoss Software eingepreist. Beide Unternehmen haben geringere Wachstumszahlen in der Vergangenheit gezeigt. Das signalisiert eine Überbewertung und die Gefahr des dauerhaften Kapitalverlustes. Jetzt ist wieder Geduld gefragt bis es die TOP- Qualitätsaktien zu guten Preisen zu kaufen gibt.

Qualitätstests: Wer ist der König des Qualitätstests?

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