Signalisieren Peter Lynchs Bewertungsmethoden Überbewertungen?

Peter Lynch investiert gerne in Wachstumsaktien zum guten Preis


Peter Lynch war ein leidenschaftlicher Investor in Wachstumsaktien. Davon gibt es heute viele, jedoch mit einem Unterschied: Peter Lynch hat dem Kaufpreis einen hohen Stellenwert beigemessen. Er kennt die alte Kaufmannsweisheit, nach der im Einkauf der Gewinn liegt.
Deshalb hat er sich auch konsequent mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis beschäftigt und so eine überragende Rendite von 29 p.a. von 1977 bis 1990 erzielt.
Starke Renditen dank guter Preise

Was sind die Bewertungsmethoden von Peter Lynch?


KGV / Wachstumsrate


Seine Denkweise ist einfach und doch genial, wie seine erste Bewertungsmethode zeigt. Er ist der Ansicht, dass das KGV jedes richtig / fair bewerteten Unternehmens seiner Wachstumsrate des Gewinns entsprechen sollte.



Verdeutlicht an einem Beispiel: Ein Unternehmen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 10 sollte auch ein Gewinnwachstum von 10 Prozent aufweisen. Besonders attraktiv sind Investments in Unternehmen mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 5 bei einem Gewinnwachstum von 10 Prozent.

Eine Rückschlagsgefahr sieht er bei Unternehmen mit einem KGV von 20 und einer Wachstumsrate von 10 Prozent. Demnach ist gegenwärtig bei der Mehrzahl der Unternehmen dank der Niedrigzinspolitik die Rückschlagsgefahr groß, leider auch bei guten Familienunternehmen wie Fielmann und Schindler.
Bei Fielmann beträgt das KGV 32 und das Gewinnwachstum magere 1 Prozent über die letzten 3 Jahre.
Schindler wächst mit 7,4 Prozent im Gewinn und ist mit einem KGV von 26 ambitioniert bewertet (26 /7,4 = 3,5).

Insgesamt signalisiert ihm das Verhältnis zwischen KGV und Gewinnwachstum die Attraktivität von Investments. Beträgt das KGV die Hälfte des Gewinnwachstums, ist es sehr attraktiv -also kaufen-. Hingegen ist es unattraktiv, wenn das KGV das doppelte des Gewinnwachstums beträgt -also verkaufen-. Das KGV kann immer durch Sondereffekte verfälscht sein, deshalb sollte man es bereinigen oder normalisieren.

Quelle: Lynch (2018): Der Börse einen Schritt voraus, S. 252.

(Wachstumsrate + Dividendenrendite) / KGV


Für den zweiten guten Ansatz muss man die langfristige Wachstumsrate in Erfahrung bringen, dann die gegenwärtige Dividendenrendite hinzufügen und durch das gegenwärtige KGV teilen. Nehmen wir das Beispiel Schindler: Durch die gute Position in Asien kann das Schweizer Familienunternehmen nachhaltige 8 Prozent wachsen. Das Unternehmen schüttet aktuell 4 CHF, was einer Dividendenrendite von 2 Prozent entspricht, an seine Aktionär aus. 8 plus 2 ergibt 10. Diesen Wert müssen wir durch das KGV von 26 teilen und erhalten einen Wert von 0,4. Peter Lynch würde dieses Resultat als sehr unattraktiv betrachten.

Seine allgemeine Einschätzung lautet:
Weniger als 1 ist schlecht und unattraktiv. 1,5 ist fair bewertet und annehmbar. Aber richtig Spaß kann ein Resultat von 2 oder mehr machen.
Also würde er Schindler mit einer Wachstumsrate von 8 Prozent und einer Dividendenrendite von 2 nur bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von weniger als 5 kaufen. (8 Prozent Wachstum + 2 Prozent Dividende)/ 5er KGV entspricht 2.

Quelle: Lynch (2018): Der Börse einen Schritt voraus, S. 253.

Weitere Tools zur Unternehmensbewertung in einer Übersicht finden sie hier.

Gibt es noch Investments nach Lynchs Methode?


Peter Lynch war zu seiner Zeit auch kräftig in den Automobilesektor, insbesondere in Ford und Chrysler, investiert. Aktuell gibt es in der Branche für traditionelle Fahrzeughersteller Gegenwind, das drückt die Preise. Egal was geschehen wird, durch seine Tradition, Service, Qualität, Erfinder- sowie Ingenieursgeist und die Emotionen seiner Marke kann BMW eine Rolle in der zukünftigen Mobilität spielen.

Die BMW Vorzugsaktie hat aktuell einen KGV von 6 und eine Dividendenrendite von 5 Prozent. Hinsichtlich der Bewertungsmetriken ist es schon spannend, vor allem wenn man weiß, dass das Segment Automobil im Geld schwimmt und eine hohe Position Nettoliquidität aufweist. Diese wollen wir heute aber nicht berücksichtigen. Jedoch sollten wir wissen, dass BMW ein zyklisches Unternehmen ist und in der Krise nicht so viele Autos absetzen kann, weil dann große Investitionen aufgeschoben werden.

Der Gewinn je Aktie stieg in den letzten Jahren von 9,7 (im Jahr 2015) über 10,47 auf 13,14. Im letzten Jahr lag der Anstieg bei 25 Prozent bedingt durch einen Steuereffekt und bereinigt um diesen Sondergewinn um knapp 10 Prozent. 2016 stieg der Gewinn pro Aktie um knapp 7 Prozent. Diesen Wert wollen wir mal als nachhaltige Wachstumsrate definieren.

Nach der Lynch Methode KGV / Wachstumsrate ist BMW mit 0,85 attraktiv bewertet (6/7= 0,85).

Bei der zweiten Methode addiert man Wachstumsrate und Dividendenrendite und erhält 12. Diesen Wert teilt man durch das KGV von 6. Das Resultat ist 2 und in Peter Lynch Augen absolut attraktiv.


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